Hallo zusammen,
nach dem ich hier schon eine Weile überwiegend lesend unterwegs bin, möchte ich mich nun auch einmal in dieser Rubrik vorstellen.
Ich wohne seit letztem Sommer in den Höhenlagen des Taunus, mit potenziell reichlich Schnee. Es gab für mich viele gute Gründe, den Mach-e zu bestellen, aber das wichtigste Argument war, rechtzeitig zu Beginn der nächsten Wintersaison ein allradgetriebenes reines Elektroauto zu haben. Tesla, Audi, und Mercedes kamen für mich aus unterschiedlichen Gründen nicht infrage. Ich fahre seit fünf Jahren rein elektrisch, zuerst den Mercedes B250e (BEV), aktuell den BMW i3s.
Wir haben eine PV-Anlage mit 17 kWp (West-Ost) und eine Wärmepumpe und lassen jetzt eine openWB custom und eine go-e HOMEfix mit externem Phasenumschalter installieren. Die beiden Boxen werden über Lastmanagement auf 11kW Summenleistung begrenzt. Falls jemand einen Tipp für einen guten und schnellen Elektriker braucht, gerne Anfrage per PN. War gar nicht so einfach, einen zu finden. Und falls noch nicht gesehen: die Syna hat seit diesem Monat ein neues Formular B.3 Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge, das (a) jetzt wesentlich sinnvoller aufgebaut ist und (b) von der Bauherrenschaft selbst ausgefüllt, unterschrieben und abgesendet werden kann – ohne Zutun, sogar ohne Nennung des Elektrobetriebes.
Unser zweites Auto ist noch ein Verbrenner, steht aber momentan pandemiebedingt nur herum. Er soll, sobald es wieder los geht, durch einen Mini electric ersetzt werden.
Mein Mach-e ist ein AWD ER mit TP2 und AHK in Weiß mit Perleffekt. Er ist vor ein paar Tagen beim Händler angekommen (für den Stall: in Antwerpen war er am 20.03.), und ich habe bereits einen Blick darauf werfen können. Bin mit der Wirkung der Farbe sehr zufrieden. Sehr erfreut war ich über die roten Bremssättel; ich dachte, das hätte nur die First Edition. Das Dach sah auf den ersten Blick gleichmäßig eingepasst aus. Der Wagen wirkt auf mich auch in Natura sehr elegant und sportlich, gar nicht wuchtig oder hoch, eher wie eine große Schräghecklimousine. Ganz wie ich es mir erhofft hatte. Bin kein Fan von SUVs. Die Motorhaube hat für mich die perfekte Länge (bevorzuge als BEV-Fan eigentlich eher kurze Hauben, sieht aber so wie sie ist echt klasse aus).
Die Zulassung wird wohl noch ein paar Tage dauern, da der Brief zur Zulassungsstelle am Stammsitz meines Arbeitsgebers geschickt werden muss. Die AHK ist noch nicht lieferbar und wird später eingebaut.
Meine Neugier war natürlich riesig, daher habe die Gelegenheit einer Probefahrt im Rahmen der Roadshow genutzt. Hier meine ersten Eindrücke (es waren nur 45 Minuten):
- Die Sitzposition fand ich „normal“ und PKW-artig, gar nicht hoch wie in einem SUV. Passt für mich.
- Ich hatte vorne in jeder Hinsicht üppig Platz. Das luftige Gefühl des i3s, das ich mir aufgrund der Abbildungen ein Stück weit auch im Mach-e erhofft hatte, stellt sich allerdings in dieser Form nicht ein. Aber Welten zur Enge des Polestar oder dem überladenen Design von Mercedes, BMW und Audi. Hinten habe ich nicht gesessen.
- Habe aus Gründen der Zeit nicht alles abgeklopft und angefasst, aber mein erster Qualitätseindruck war sehr positiv. Von Audi/Mercedes/BMW kommend habe ich nichts vermisst. Und das Innenraumdesign finde ich wesentlich frischer und moderner. Einer der wesentlichen Pluspunkte für mich.
- Die Sitze fand ich sehr bequem, fest genug und mit gutem Seitenhalt (wenngleich ich noch nicht die Feldbergsträßchen gefahren bin …). Die Sitzauflage ist mir etwas zu kurz, aber ich bin da etwas eigen. Eine ausziehbare Schenkelauflage wäre schön. Aber kein Drama.
- Der Drehknopf für die Gänge ist deutlich größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte und die Rasten fester. Also m. E. keine große Gefahr, versehentlich im falschen Gang zu landen. Bin ein großer Fan des Schalters im i3, kann mich aber sicher auch mit dem Drehknopf des Mach-e anfreunden.
- Mit dem SYNC bin ich auf Anhieb ohne Probleme zurechtgekommen. Fand es gut erreichbar, habe alle Bedienelemente auch beim Fahren gut getroffen, Reaktionszeiten des Systems waren gut. Habe alle wichtigen Funktionen auch beim Fahren leicht finden können, ohne den Verkehr zu gefährden.
- Das Fiepen des kleinen Displays habe ich nur im Stand bei ausgeschalteter Musik und Lüftung gehört. Während der Fahrt nix gemerkt. Für mich persönlich zum Glück kein Problem.
- Das Lenkrad fand ich angenehm und griffig. Zur Lenkung kann ich nicht viel sagen, weil ich nicht auf Landstraßen unterwegs war. Auf der Autobahn und innerorts wirkte sie gut und unauffällig, präzise und sehr leichtgängig. Ich hätte es vielleicht gerne etwas härter und direkter (fahre deswegen im i3s immer im Sportmodus) – aber für Kritik ist es mangels Fahrtzeit zu früh. Wendekreis fand ich erfreulich klein (sogar vom i3s kommend).
- Windgeräusche am Dach waren auf der Autobahn relativ deutlich wahrnehmbar, aber nicht dramatisch. Aber es gibt es ja laut US-Forum leichte Abhilfe. Insgesamt wirkte das Auto aber recht leise auf mich.
- Das OPD verzögert stark, noch stärker als beim i3s; ich finde das klasse. Die Abstimmung geht für den Anfang in Ordnung, kann aber noch verfeinert werden. Beim Lupfen des Pedals setzt sofort eine starke Verzögerung ein. Beim i3s ist der Übergang ruckfrei. Beim Stehenbleiben gibt es im Mach-e am Ende einen kleinen Ruck, als würde im letzten Moment jemand auf die Bremse treten (s. a. Video von OutOfSpec Kyle). Ist für mich ungewohnt, aber nicht unangenehm. Nicht besonders stark. Für mich kein Problem. Man kann es fast mögen im Sinne einer expliziten Rückmeldung „jetzt steht er“. Vielleicht ist es ja gewollt. Man kann das im i3 fast ein wenig spooky finden, wie er sich ganz ohne Rückmeldung „ausschleicht“.
- Die Bremsenkennlinie (bei ausgeschaltetem OPD) ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Bei leichtem Druck passiert erst einmal recht wenig; wenn man den Druck erhöht, greift sie irgendwann plötzlich ziemlich stark. Da sollte Ford definitiv noch etwas nachschärfen. Finde es aber nicht so dramatisch, wie Kyle es in seinem Video darstellt. Man wird sich sicher daran gewöhnen. Ganz abgesehen davon, dass man die Bremse eigentlich ohnehin nur in Ausnahmefällen braucht – gerade bei diesem starken OPD.
- Das Fahrwerk fand ich – auf der gefahrenen Strecke – gut, wenn auch nicht sensationell. Auf Unebenheiten manchmal etwas hart und deutlich hörbar. Habe andere Fahrwerke erlebt (auch in der selben Preisklasse), die in dieser Hinsicht besser waren und trotzdem sportlich. Aber für mich mindestens eine Welt besser als beim i3s. Ein „bouncy ride“ (siehe US-Forum) ist mir bisher nicht aufgefallen. Der eigentliche Test kommt dann auf den Landstraßen und auf schlechten Straßen.
- Auch der Anzug war für mich gut, aber nicht sensationell. Pedalkennlinie wirkt auch in Temperamentvoll auf mich ziemlich defensiv; mir würde etwas „bissiger“ besser gefallen, so wie im Sportmodus des i3s. Ist aber kein Problem, man muss halt etwas weiter treten. Die Leistung ist da, und so vermutlich besser dosierbar. Allerdings spürt man das Gewicht. Die Fahrleistung ist für Stadt und Autobahn auf jeden Fall mehr als ausreichend. Überholvorgänge auf der Landstraße werden wir sehen. Der Testwagen war ein SR AWD. Zwecks sicherem Überholen hoffe ich, dass der ER AWD noch etwas besser zieht (mehr Leistung, aber auch mehr Gewicht).
- Der große Aha-Effekt war die Bang&Olufsen-Anlage. Bin nicht gerade audiophil, aber durchaus anspruchsvoll, und aus unseren bisherigen Fahrzeugen verschiedene „Premium“-Soundsysteme gewohnt. Während der Fahrt lief DAB-Radio (Popmusik) und ich fand den Sound arg enttäuschend, auch nach Justierung der Klangeinstellungen, und auch im Stand. Hätte fast eine dicke Delle in meinen guten Gesamteindruck gemacht – aber dann habe ich zum Glück noch schnell mein Handy verbunden und über Spotify in hoher Qualität gespeicherte Musik gespielt. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Bin dann zufrieden nach Hause gegangen.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen, gehört und gefühlt habt. Bisher keinerlei Probleme oder gravierende Schwachpunkte. Freue mich riesig auf mein Pony.